Weltfrauentag. Ist das noch zeitgemäß?! Ein kurzer Status-Check.
Ist es in unserer heutigen Gesellschaft, der Weltfrauentag überhaupt noch zeitgemäß? Leben wir nicht in einer, zumindest in Deutschland, gleichberechtigten Welt, in der jeder Mensch die gleichen Chancen hat? Der Frauenanteil in den MINT-Bereichen steigt und auch Frau kann „Bundeskanzler“ werden. Wozu dann bitte noch dieser Weltfrauentag?
Wer mich kennt und meine Posts und Likes in den Social Media Kanälen verfolgt weiß, dass es zwei Dinge gibt, für die ich mit ganzem Herzen einstehe. Das erste ist mehr Vielfalt. Und hierbei meine ich ganz besonders mehr weibliche Vibes in die klassisch geprägten Männerdomänen zu bringen =)
Aber warum?
Zum einen, weil ich selbst als Führungskraft im Leitungsteam eines Produktionswerkes erlebt habe, welchen Unterschied die Teamzusammensetzung macht.
Zum anderen, weil die Studien mein „erlebtes Gefühl“ bestätigen und die Vorteile klar belegen.
- Interessanterweise erzielen gemischte Teams qualitativ hochwertigere Ergebnisse als reine „Geschlechterteams“. Das Massachusetts Institute of Technology stellt klar heraus, dass die meisten Frauen, insbesondere in Krisenzeiten, die Teams zu besseren Ergebnissen führen können als die meisten Männer.
- Gleichzeitig wurde herausgefunden, dass selbst ein reines Männerteam mit einem durchschnittlich höheren Intelligenzquotienten schlechtere Ergebnisse liefert als ein diverses Team. Entscheidend ist, die unterschiedlichen Stärken im Team zu haben und entsprechend die Aufgaben aufzuteilen.
- Eine weitere Tendenz ließ sich erkennen: Je höhere der Frauenanteil, desto besser die Ergebnisse. Grund hierfür ist die soziale Komponente, emotionale Intelligenz, die bei Frauen tendenziell höher ausgeprägt ist.
Trotz zahlreicher, eindeutiger Studien sind in der Industrie noch immer sehr wenige Frauen in Spitzenpositionen vertreten.
Wo stehen wir eigentlich?
603 Männer und 93 Frauen in den Vorständen der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Somit liegt der Frauenanteil bei 13 %.
Quelle: AllBright Stiftung, Bericht vom 27.Oktober 2021
Wenn wir in dem durchschnittlichen Tempo der letzten fünf Jahre weiter machen, dann braucht es noch 26 Jahre bis wir in Deutschland einen Anteil von 50% erreichen (Stand 2021).
Schauen wir uns die Geschäftsführung in Familienunternehmen an, so ist der Frauenanteil nur halb so hoch. Die AllBright Stiftung formuliert es ziemlich treffend: Je privater das Unternehmen, desto männlicher.
6,9 % Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 100 größten deutschen Familienunternehmen.
Quelle: AllBright Stiftung, Bericht vom 10. Juni 2020
Langsam geht es voran. Doch wie uns die Pandemie Zeit gezeigt hat, gibt es auch hier immer wieder Rückschläge zu klassischen Verhaltensmustern und daher mein Appell ganz bewusst die eigenen Verhaltensweisen zu beobachten und zu überprüfen, ob diese noch zu dir und deinen Vorstellungen vom Leben passen.
Hier kann ich dir gerne ein Beispiel von mir geben. Ich war selbst überrascht als ich mich selbst dabei ertappte…
Morgens wechselten wir uns ab, um unseren Sohn für die Kita fertigzumachen. Inklusive der Vesper Box. Naja… so dachte ich es zumindest. Denn was tat ich? An den Tagen, wo mein Freund dran war, habe ich die Kleidung herausgelegt, Snacks vorbereitet (oder zumindest bereitgelegt), Frühstück und den „Kinder-Cappuccino“ fertiggemacht … So ein Quatsch. Denn so stecke ich unnötig meine Ressourcen in etwas, was ich nicht machen muss. Gleichzeitig nehme ich meinem Freund die Chance, die Dinge so zu machen, wie er es für gut befindet und zu lernen, was eben auch wirklich gut passt.
Und mal ehrlich: Die zwei wuppen es ganz gut, auch mal ohne mich und meinen mitdenken, vorbereiten und überprüfen. Selbst, wenn ich mit meiner besten Freundin ein Mädelswochenende verbringe oder selbst eine Woche bei einem Kundenprojekt außerhalb Berlins bin.
Ein weiterer Punkt, der mir lange Zeit nicht bewusst war, ist der sogenannte Gender Pay Gap. Hierunter wird der durchschnittliche Bruttoverdienst der Frauen im Verhältnis zu dem der Männer gesetzt.
In Deutschland verdienten Frauen in 2020 durchschnittlich 18 % weniger je Stunde als Männer.
Statistisches Bundesamt, Gender Pay Gap
Weltweit liegt der Gender Pay Gap sogar bei 31,4% (Quelle: Global Gender Gap Report 2020). Mehr zum Gender Pay Gap findest du in diesem Blogbeitrag.
Kurzum: Einige Schritte sind wir schon vorangekommen, bis zur wirklichen Gleichberechtigung ist es aber noch ein ganz schönes Stückchen. Für mich ist der Weltfrauentag eine Art Check, d.h. eine jährliche Überprüfung des Fortschritts, wo stehen wir gerade. Wichtig, damit das Thema nicht in Vergessenheit gerät und wir dann doch noch die angekündigten 26 Jahre brauchen =)
Übrigens ist der Weltfrauentag seit 2019 in Berlin ein Feiertag. Also… Cheers, Ladys 🥂🍻
… für mein zweite Herzensthema folgt ein Post im November =)